Genaue Schreibart Kefferhausens mannigfach in den alten Aufzeichnungen

Name und Ursprung
Vorwort
Die alte Ansiedlungen

Wie der Name aller alten Ansiedlungen, so schwankt auch die genaue Schreibart Kefferhausens mannigfach in den alten Aufzeichnungen. Die erst noch vorhandene Urkunde aus dem Jahre 1146 nennt den Ort Keverehusen, 1262 heißt er Kevernhusen, 1354 Keverenhusen, 1511 Kebernhusen. Schannat spricht von einem Kenetehusen, was nach Wolf Kevernhusen heißen soll, die heutige Volksaussprache lautet Kawrhusen, was also wohl auf den meist genannten ursprünglichen Namen Keverehusen zurückgehen mag. Wolf Löffler leitet in seiner politischen Geschichte des Eichsfeldes den Namen von Kifer Geröll, Kies ab und meint, dieses dürfte wohl mit dem Graben zusammenhängen, dem Keffer, der westlich des Ortes abfallend sich hin zieht Sicher mag die Bezeichnung unseres Ortes mit diesem Graben zusammen- hängen, wenn er auch nicht wie Löffler meint, nach unserem Orte abfällt, er bildet doch mit ihm eine gewisse Einheit, gleichsam die Fortsetzung der Schlucht, in der Kefferhausen liegt, vom Osten (Neue Haus), zum Westen (Bernterode) Daher dürfte der Name aber nicht wie Löffler meint, von Kifer Geröll Kies abgeleitet werden (die jetzigen Kefferhäuser würden da eher an das Geröll denken, das die Unstrut und ihre Nebenflüsse bei Hoch- und Schneewasser stets mit sich zu reißen pflegt und den tiefen Mühlgraben im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende verursacht hat), sondern wie Duval in seiner Beschreibung des Eichsfeldes meint, soviel wie Tal oder Schlucht bedeutet.

Kefferhausen oder Keverehusen demnach soviel wie die Ansiedlung der Bewohner in der Schlucht. Aus verschiedenen Gründen kann man nun feststellen, dass Kefferhausen zu den ältesten Ortschaften des Eichsfeldes gehört. Wie Wolf ausführt, sind für die ältesten Ortschaften diejenigen zu halten, die an den Flüssen entlang liegen, denn die alten Deutschen schlugen ihre Wohnungen stets an den Flüs sen auf Die Unstrut wird nun im Jahre 531 n. Chr. das erste Mal in der Geschichte genannt. Es ist dies beim Bericht von dem Kampfe, der zwischen den Thüringern und den Franken ausgebrochen war. Gregorius, der fränkische Geschichtsschreiber und Bischof von Tours erzählt, dass nach der Schlacht zwischen Germanenfried, dem Könige der Thüringer und den Franken bei Burgscheidungen im Jahre 531 die besiegten Thüringer bis zur Unstrut, ein auf dem Eichsfelde er Fluss“ geflohen seien. Das Thüringerreich das sich in seiner größten Ausdehnung von der Donau bis über Magdeburg hinaus hinzog, wurde damals von den Sachsen und Franken vernichtet und die beiden teilten sich so die gemachte Eroberung, dass der südliche Teil unter die Botmäßigkeit der Franken, der nördliche zwischen Unstrut und Ohre an die Sachsen fiel.

So lag der Eichsfeldgau auf dem Grenzgebiet zwischen Sachsen und Franken. Nehmen wir nun hinzu, dass außer den geknechteten Thüringern auch schon Reste früher hier wohnenden Volkes in der Gegend zurückgeblieben, wie der Kelten oder Wenden, die im 4. oder 5. Jahrhundert vor Christus hier abzogen, und wie Wolf sagt, sich mit den anrückenden Cheruskern und Gern manen vermischten, sowie auch, dass die Hessen zeitweise bis in das Herz des Eichsfeldes vordrangen, sind auch wendische Spuren und wendischer Typus (dunkel, schwarz) in unserer Heimat nicht zu verkennen, so ergibt sich die Ursache, warum unser Eichsfelder Volk seit jeher eine separate Stellung eingenommen hat. Bei der obigen Erwähnung der Niederlage und Flucht der Thüringer bis an die Unstrut, sagt nun Wolf: „Es müssen also Leute nicht weit von der Quelle gewohnt haben, die ihr den Namen gegeben haben“. Ob dieses nun Kefferhausen gewesen ist, davon sagt die Geschichte nichts.

Die Entwicklung Dingelstädts gehört einer späteren Zeit an; sie trat nach Duval erst ein, als die Orte Kirchberg, Erzwinkel, Undanckshausen, Hohe kühle, Wüstefeld, Kircherode, Wolkramshausen und Werdigshausen, die Dingelstädt umgaben und seine Flur einengten, im l4. u. 15. Jahrhundert zerstört wurden und die Bewohner sich wohl teilweise in Dingelstädt ansiedelten. Nach Wolf Löüier wuchs die Bedeutung Dingelstädt‘s mit der Entwicklung des Handels in unserem deutschen Vaterlande; denn Dingelstädt lag an der Chaussee, die von Osterode, Duderstadt, Heiligenstadt sich nach Mühlheusen, Langensalza u.s.w. hinzog.

Zum Marktßecken wurde es erst 1607 durch Rudolf II. erhoben. Kefferhausen muss aber in seiner früheren Vergangenheit keineswegs ganz unbedeutend gewesen sein, denn nicht nur eine Reihe edler Familien hatten hier Besitz, sondern die Geschichte erwähnt auch die adligen Familien derer von Keverehusen, von Wolf, die hier ihren Stammsitz hatten.

Die alten Höfe sind jetzt alle zerstört; der letzte 1690 altertümlich gebaute wurde 1899 abgerissen und jetzt steht die Gemeindeschänke an der Stelle. An die Zeiten des frühen Mittelalters erinnern noch Namen wie „Meierei“, die auch nur ältere Leute noch kennen, sie lag in der „Musser“, wo jetzt Haus Nr. 113 steht, sowie „Kloster“ am östlichen Ende der Dorfstraße, was wohl ein Vorwerk und Absteigequartier des Klosters Anrode auf dem Wege nach Heiligenstadt war. Die Gründung des Dorfes fällt wohl in den Beginn der fränkischen Herrschaft. Auf fränkische Gründung weist die Endung husen oder hausen hin. Die Endungen heim, hausen, statt, bach sind mr fränkische

Siedlungen charakteristisch. Nimmt man dazu, dass gerade mit dem sechsten Jahrhundert das unruhige Hinu- nd Herwandern der germanischen Völker aufhörte und man daran ging, den Boden urbar zu machen, Acker und Wiesenland anzulegen und sich Heimstätten zu gründen, und zwar, wie oben gesagt, zunächst in den Flussniederungen, so ergibt sich, dass die Gründung Kefferhausens spätestens ins 5. bis 7. Jahrhundert fällt. Zu diesem Resultat bringt uns auch die neue Forschung über die Kirchenpatronate. Sie führt uns zu ziemlich sicheren Resultaten und es ist zu schade, dass unsere Altertumsforscher sie bisher so wenig ausgenutzt haben. Sie fußt darauf, dass man in den einzelnen Orten bei dem Bau der Kirche sich fast immer jenen Heiligen als Patron ausgewählt hat, der bei dem Volksstämme oder in der Diözese oder dem Gründer der Kirche besonders verehrt wurde. Die Kirchen, die dem HI. Bonifatius geweiht worden sind, waren vormals dem Hl. Apostel Petrus geweiht. So soll ja auch auf dem Hülfensberge zunächst eine Kapelle gestanden haben, die dem hl. Apostel Petrus geweiht war.

Während die Kirchen, die schon vor Bonifatius auf dem Eichsfelde waren, und von den Franken begründet wurden, vor allem dem hl. Martinus, der ja bei den alten Franken als „ihr Heiliger“ sehr beliebt war, als Patron geweiht wurden, so in Heiligenstadt (Martinsstift), Kirchgandern, Kirchworbis, Kallmerode, Kella. Nun ist wohl als sicher anzunehmen, dass für unsere Gegend in der oberen Unstrut die erste Kirche, die der ganzen Markgenossenschah diente, auf dem Kerbschen Berge oder Kirchberg gestanden hat und dem bl. Martinus geweiht war. Pfarrer Ostendorf gibt in seinen jüngst veröffentlichten Beiträgen über das Pfarrdorf Küllstedt die folgende Gründe an:

  • l. Geht dieses hervor aus dem Namen Kirchberg. Weil diese Kirche die erste und einzige in der ganzen Markgenossenschaft war, nannte man den Berg, auf dem sie stand, schlechthin Kirchberg. (Woher soll der Name auch sonst kommen?)

  • 2. Von dem Patron auf dem Kirchberg, dem h1. Martinus, dem Lieblingspatron der Franken. Das Patrocinium des h1. Martinus steht in der Dingelstädter Ortsüberlieferung fest z.B. das F lurreiten am Vorabend des h1. Martinus usw. Pater Marternus 0.F.M. hat vieles darüber 1902 in der Eichsfeldia veröffentlicht.

  • 3. Daraus, dass Dingelstädt als Erbin Kirchbergs als Erzpriestersitz und der Kirchberg lange Beerdigungsstätte war.

  • 4. Aus der Notiz eines alten Dingelstädter Kirchenbuches, welches berichtet, dass früher in der Kreuzwoche der ganze Gottesdienst, Amt und Predigt in Gegenwart der Gemeinden Kreuzeber, Kefferhausen, Küllstedt, Büttstedt, Silberhausen, Helmsdorf, Zella auf dem Kerbschen Berge gehalten worden sei.

  • 5. Aus dem Umstande, dass bis 1869 die Gemeinden Kreuzeber, Kefferhausen, Küllstedt, Büttstedt, Wachstedt, Silberhausen, Helmsdorf, Zella, Bickenriede sich am 3.Tage der Bittwoche in Dingelstädt zum Gottesdienste einfanden.

Da die Franken mit ihren Eroberungen auch das Christentum verbreiteten, um so ihre Herrschaft zu festigen, und die Kirche auf dem Kerbsehen Berge oder Kirchberg als erste erbaut wurde, so mag sie um die Mitte des 6.Jahrhunderts erbaut worden sein. Für die Entstehung von Kefferhausen und Umgebung beweist es, dass größere Ansiedlungen bereits da waren oder wenigstens zur selben Zeit gegründet wurden, denn man baut die Kirche doch inmitten der Siedlungen oder so nahe als möglich an dieselben. Also folgt auch daraus, dass die Gründung des Ortes Kefferhausen in das 6. Jahrhundert fällt.